Hans will vergessen. Vergessen, wie er seinen Freund
Ruki kennengelernt hat, als dieser ihm in der Kindheit einen Apfel schenkte. Vergessen, wie Ruki ihn damals als Jugendlicher zum Boxen brachte und als junger Mann - als "Zigeunerboxer" -
zunehmend von den Nationalsozialisten am Boxen gehindert wurde. Vergessen, wie sie sich im Arbeitslager wiederbegegneten; wie sie dort zur Belustigung der Wachmänner gegeneinander kämpfen
mussten; wie Ruki einen SS-Mann niederschlug und Hans ihn deshalb erschießen musste. Die Erinnerung ist ein Raubtier, eine Würgeschlange. Doch Hans kann sie nicht loswerden. Die Erinnerung ist er
selbst.
Reinigers Figur Hans macht die Schrecken der Nazizeit
nachfühlbar, indem er die Geschichte einer Freundschaft erzählt, die im Dritten Reich nicht bestehen darf und die doch über den Tod hinaus besteht. Denn im Boxring, so Hans, ist nicht immer der
der Sieger, der den Gegner K.O. schlägt. Manchmal gewinnt der, der sich niederschlagen lässt und vom Publikum trotzdem bejubelt wird.
Dirk Waanders spielt den Monolog von Rike Reiniger in dieser theatermobil-Produktion unter der Regie von Udo Schürmer.
Zu Johann "Ruki" Trollmann:
Johann “Rukeli” Trollmann war ein deutscher Sinto-Boxer, der in den 1920er und 1930er Jahren als außergewöhnliches Box-Talent bekannt wurde. Geboren 1907 in Hannover, zeichnete er sich durch eine ungewöhnlich elegante, tänzelnde Boxweise aus, die ihn berühmt machte. 1933 wurde er deutscher Meister im Halbschwergewicht, doch seine Karriere wurde durch den aufkommenden Nationalsozialismus und dessen rassistische Ideologie zerstört. Aufgrund seiner Herkunft als Sinto und seiner unkonventionellen Boxtechnik wurde ihm der Titel nach wenigen Tagen aberkannt. In einem inszenierten “Reparaturkampf” musste er später in abwertender Weise beweisen, dass er nach den Wünschen der Nazis boxen konnte. Trotz seiner sportlichen Erfolge litt Trollmann zunehmend unter Verfolgung. 1942 wurde er in das KZ Neuengamme deportiert, wo er 1944 ermordet wurde. Seine Geschichte steht heute als Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus und den Widerstand gegen rassistische Diskriminierung.
Für interessierte Schulen (ab 13Jahren!) bieten wir bei Interesse im Jänner/Februar 2025 Klassenzimmer-aufführungen an. Beachten Sie bitte auch die Informationen zum Gedenkjahr über den Genozid an Roma und Sinti im Dritten Reich auf www.erinnern.at.
Um eine Aufführung für die Schüler erschwinglich zu machen, schlagen wir "Aufführungspatenschaften" vor, mit der Unternehmen, Privatpersonen oder auch Schulsitz-Gemeinden den Schülern vergünstigte Eintrittskarten ermöglichen). Infos gerne bei theatermobil. Interessierte Lehrer, Schulen und Gemeinden bitten wir, sich bei uns zu melden.